Wie misst man Garnstärken? Oder wie vergleiche ich englische und deutsche Angaben zur Garnstärke / Wollstärke bzw. zum Garngewicht?
Du möchtest die Wollstärke bestimmen? Bzw. das Garngewicht berechnen? Die Angaben auf der Banderole machen es dir nicht immer leicht. In dieser Tabelle “Spicktettel – die richtige Garnstärke finden” erfährst du, wie du die Luflänge von Wolle umrechnen kannst.
Von der Spinnwebe zum Schiffstau – welche Garnstärken gibt es?
Oder welche Wollstärke brauche ich für mein Projekt und wonach muss ich genau suchen? Gut, es gibt dünnes und dickes Garn.
So weit so klar. Spätestens wenn du eine tolle Anleitung gefunden hast, aber das empfohlene Garn nicht bekommst, stellt sich dir die Frage, durch welche Wolle du es ersetzen kannst. Zusätzlich gibt dir die Garnstärke einen Hinweis darauf, wozu sich diese Wolle am besten eignet. Z.B. würden wohl nur die wenigsten HandarbeiterInnen auf die Idee kommen, aus Lacegarn, also einem ganz dünnen Faden, eine dichtgestrickte Wolldecke herzustellen.
Ganz generell gibt die Garnstärke oder die Wollstärke die Dicke des Garns an, d.h. welchen Durchmesser der Faden hat. Der fachlich korrekte Ausdruck hierfür ist die Feinheit. Üblicherweise findest du diese Angabe auf der Banderole des Garns.
Die Aufschrift zur Garnstärke, die zum Teil auch Garngewicht genannt wird, kann verwirrend sein. Es gibt viele unterschiedliche Bezeichnungen für ein und dieselbe Garnstärke. Im deutschsprachigen Raum findest du üblicherweise die Information über die Lauflänge bezogen auf ein bestimmtes Gewicht, meistens 50g oder 100g. Wenn du viel auf ravelry unterwegs bist, hast du bestimmt schon einmal die Angabe WPI gesehen. Und auf Knäulen US Amerikanischer Hersteller findest du die Darstellung eines Knäuels mit einer Zahl darauf. Diese Angabe bezieht sich auf das Craft Yarn Council Standard Yarn Weight System. Jede dieser Zahlen entspricht einer oder mehreren in Nordamerika gebräuchlichen Namen für Garnstärken, die du ebenfalls häufig in Anleitungen findest. Im Britischen und Australischen Sprachraum hat sich dagegen die Bezeichnung PLY durchgesetzt. Ply ist Englisch und kann hier mit „fädig“ übersetzt werden.
Zuerst schauen wir uns die unterschiedlichen Angaben einmal genauer an.
Lauflänge
Die Angabe der Lauflänge kann nur ein Indiz sein für die Stärke des Garns. Zum Einen ist die Faser, also der Rohstoff entscheidend für das Gewicht. Weil z.B. Wolle weniger wiegt als Baumwolle, ist ein Faden Wolle bei gleicher Lauflänge dicker als ein Baumwollfaden. Um beispielsweise ein Gewicht von 50g pro 100m Wolle zu erreichen, braucht man mehr Rohstoff, also mehr Material als für 100m pro 50g Baumwolle.
Zum Anderen ist die Machart des Garns ausschlaggebend. Wir vergleichen einmal die drei gängigsten Arten von Garnen.
Die 3 gängigsten Garnarten
Erstens findest du fest verzwirntes Garn, d.h. ein Garn, bei dem mehrere Fäden fest umeinander gedreht sind wie beim Sockengarn. Als nächstes gibt es Dochtgarn. Bei dieser Garnart sind die einzelnen Fasern locker umeinander gedreht und ergeben einen einzigen, recht lockeren, luftigen Faden. Zusätzlich gibt es immer mehr Kettgarne, auch Cablegarn genannt. Hier ist ein Faden schlauchartig zu einem Garn verarbeitet, ein bisschen wie eine dünne Stricklieselschnur. Dieses Garn ist also innen hohl.
Wenn du diese drei Garnarten mit identischer Lauflänge nebeneinander legst, wirst du sehen, dass das Dochtgarn das dünnste ist. Das gezwirnte Garn ist ein wenig stärker und das Kettgarn kann am Ende fast doppelt so dick sein wie das gezwirnte Garn. Die Lauflänge alleine kann dir also nur eingeschränkt weiterhelfen. Du solltest gleichzeitig auf die empfohlene Nadelstärke und die angegebene Maschenprobe achten.
CYC Standardsystem
Aus der Kombination von Garnstärke, Maschenprobe und Nadelstärke hat das US amerikanische Craft Yarn Council ein System entwickelt, das diese Eigenschaften von Garnen miteinander in Beziehung setzt. Das CYC Standardsystem geht von der Maschenprobe auf 4 Inch, das entspricht ungefähr 10cm, und der entsprechenden Nadelstärke aus um ein dichtgestricktes oder -gehäkeltes Muster zu erreichen. Ganz generell brauchst du bei Verwendung eines dünnen Garns mehr Maschen auf 10cm als bei einem dicken Garn und natürlich dünnere Nadeln. In diesem System sind Garne in sieben Kategorien unterteilt, von Stärke 0, ganz dünn, bis Stärke 7, ganz dick. Das bedeutet, dass das CYC System davon ausgeht, dass ganz dünnes Lacegarn auch mit einer ganz dünnen Nadel verarbeitet wird. Und hier kommen wir zur Schwäche dieses Modells, da gerade Lacegarne selten für dicht gestrickte Muster verwendet werden. Üblicherweise werden diese Garne für luftig-leichte, großmaschige Muster eingesetzt, d.h. die Nadeln sind im Verhältnis zum Garn sehr dick. Folglich wirst du eine andere Maschenprobe erreichen als CYC angibt. Und auch die ganz dicken Qualitäten, die z.B. zum Armstricken verwendet werden, sind in diesem System nicht berücksichtigt. Trotzdem sind die Garne innerhalb dieses Systems gut vergleichbar, da immer dieselben Maßstäbe angelegt werden.
WPI
WPI ist eine Abkürzung für „wraps per inch“, also Wicklungen pro Inch. Diese Bezeichnung findest du häufig in englischen Anleitungen und auf ravelry. Bei dieser Maßangabe gibt es keine festgelegten Kategorien, weil das Garn danach bestimmt wird, wie viele dicht nebeneinander liegende Umwicklungen auf einen Inch = 2,54cm passen. Das kannst du also leicht selbst bestimmen, indem du dir ein Lineal oder Zollstock nimmst und dein Garn herumwickelst, bis 2,54cm bedeckt sind. Auf Garnbanderolen ist diese Angabe allerdings kaum zu finden. Diese Messmethode eignet sich also vorwiegend dazu, aus deinem Vorrat ein passendes Garn herauszusuchen, wenn du eine tolle Anleitung gefunden hast. Auch für HandspinnerInnen ist diese Angabe hilfreich, um überhaupt zu bestimmen, wie dick das Garn ungefähr ist, das sie gerade gesponnen haben. Für den Kauf von Wolle ist es nicht ganz so geeignet. Wir bei den Wilden Engeln würden schon etwas komisch gucken, wenn du auf einmal aus einem Knäuel das Ende herausziehst und anfängst, es um ein Lineal zu wickeln.
In diesem Ausschnitt aus einer Wilde Engel Anleitung bei ravelry siehst du, wie die Garnstärke dort angegeben ist.
PLY
Die Bezeichnung PLY wird in Großbritannien und in Australien verwendet. PLY bedeutet eigentlich Anzahl der Einzelfäden, die für ein Garn miteinander verzwirnt werden. Die Einteilung reicht auf dieser Skala von 1 bis 12. D.h. ein 2-ply Garn besteht aus zwei Fäden, ein 8-ply Garn aus acht Fäden. Dieser Ausdruck kommt aus der Zeit, als Garne fast ausschließlich aus Schurwolle hergestellt wurden. Die Stärke der Einzelfäden war damals ziemlich identisch. Vor diesem Hintergrund ist klar, dass ein 2-ply Garn nur ein Viertel so dick ist wie ein 8-ply Garn. Aber mit zunehmender Materialauswahl und immer neuen Herstellungsmethoden für Garne ist diese Bezeichnung nicht mehr aussagekräftig. Im deutschsprachigen Raum hat sich diese Angabe nur für Sockengarne durchgesetzt. Bis heute hast du die Auswahl zwischen 4-facher, 6-facher und 8-facher Sockenwolle. Allerdings musst du auch bei den Angaben in PLY darauf achten, woher das Garn stammt. Bei Herstellern aus UK findest du die Angaben 1-ply bis 8-ply, alle stärkeren Garne haben Namen. In Australien dagegen beginnt die Bezeichnung erst mit 3-ply, reicht dafür aber bis 12-ply.
Namentliche Bezeichnungen
Zu allem Überfluss haben die einzelnen Garnstärken im englischen Sprachraum Namen. Natürlich nicht dieselben, je nachdem ob du dich im US amerikanischen, britischen oder australisch-neuseeländischen Sprachraum bewegst. Das CYC System wurde erst in den 1980er Jahren entwickelt. Bis dahin gab es ausschließlich Begriffe, die die einzelnen Garnstärken bezeichneten. Manche sind fast selbst erklärend, z.B. Cobweb (=Spinnwebe) für einen ganz dünnen Faden. Interessant ist auch die Bezeichnung „DK“ für double knitted. Diese stammt aus einer Zeit, in der Sockenwollstärke die gängigste Garnstärke war. Um Garn in DK-Stärke zu bekommen, musste man das Sockengarn doppelfädig verarbeiten, also double knit. Die anderen Bezeichnungen haben wahrscheinlich ebenfalls eine historische Erklärung, aber das wäre Stoff für einen weiteren Artikel.
Aus diesem Wirrwar kannst du entnehmen, dass es nicht ganz einfach ist, die Stärke von Garnen verbindlich anzugeben. Jedes System hat seine Stärken und seine Schwächen. Bis es eine allgemeingültige Bezeichnung gibt, hilft nur eine Tabelle, in der du die verschiedenen Angaben miteinander vergleichen kannst. Diese findest du hier: (ein Klick auf das Bild bringt es in eine lesbare Größe)
Auf diesem Bild siehst du die Garnstärken oben mit der entsprechenden CYC Zuordnung.
Wenn du jetzt wissen möchtest, wie viel Garn einer bestimmten Stärke du für dein Porjekt brauchst, gucke in dieser Tabelle nach.
Wir hoffen, dieser Artikel hat dir etwas weiter geholfen und beantwortet die Frage Wie misst man Garnstärken? in welchem Sprachraum.
Quellen
Craft Yarn Council, Stand 27.04.2021
ravelry, Stand 27.04.2021
Ganz generell sagt dir die Lauflänge, wie dick ein Garn ist. Die Lauflänge bezieht sich immer auf ein bestimmtes Gewicht, meistens das Knäuelgewicht oder pro 100g (selbst wenn das Knäuel nur 50g wiegt). Daraus ergibt sich, dass ein dünnes Garn eine größere Lauflänge hat als ein dickes Garn. Einfach deshalb, weil du von einem dicken Garn weniger Meter brauchst, bis ein Knäuel 100g wiegt.
Vereinfacht gesagt gibt die Garnstärke die Dicke des Garns an, also welchen Durchmesser der Faden hat. Andere Bezeichnungen sind „Feinheit“ oder „Garngewicht“. Die Angabe findest du auf der Banderole des Garns. Es gibt verschiedene Einheiten, in denen die Garnstärke angegeben wird. Im deutschsprachigen Raum wird die Lauflänge angegeben. Im US Amerikanischen Raum hat sich das Craft Yarn Council Standard Yarn Weight System durchgesetzt. Hier siehst du eine Knäuel mit einer Zahl drin auf der Banderole. Und je kleiner die Zahl, desto dünner das Garn. Im Britischen und Australischen Sprachraum hat sich dagegen die Bezeichnung PLY durchgesetzt. Ply ist Englisch bedeutet so viel wie „fädig“, also die Anzahl der Einzelfäden, aus denen das Garn hergestellt wird. In manchen Handarbeitsforen wird die Einheit WPI verwendet, das bedeutet wraps per inch. Also wie oft kannst du einen Faden um ein Lineal wickeln, bis du 1 inch komplett bedeckt hast.
Übersetzt heißt WPI „wraps per inch“ und gibt an, wie oft du ein Garn um ein Lineal wickeln musst, um 1 inch in der Breite abzudecken. Daraus ergibt sich, je dünner ein Garn ist, desto größer ist die Anzahl der Umwicklungen. Wenn du also eine hohe Zahl bei den WPI liest, ist das Garn dünn und wenn die WPI Angabe klein ist, ist das Garn dick.
Aus der Kombination von Garnstärke, Maschenprobe und Nadelstärke hat das US amerikanische Craft Yarn Council ein System entwickelt, das diese Eigenschaften von Garnen miteinander in Beziehung setzt. Diese Angabe findest du in Form eines Knäuels mit einer Nummer darin auf den Banderolen US Amerikanischer Garne. Die Einteilung ist einfach: je kleiner die Nummer in dem Knäuel, desto dünner ist das Garn.
t